Goldwert

05 Juli 2015


"Die beiden Räder zu berühren, die so exakt auf ihre Fahrerinnen abgestimmt waren,
war ebenso intim wie eine körperliche Berührung;
diese Räder hatten ihre Fahrerinnen bis an die Schmerzgrenze 
und manchmal auch darüber hinaus, bis an den emotionalen Bruchpunkt getragen.
Nach morgen früh würde eines dieser Räder nie wieder gefahren werden." 
(S.295)




Titel: Gold
Autor: Chris Cleave
Seitenanzahl: 400
Verlag: dtv
Erschienen: 1. April 2013
Leseprobe: Klick hier






Inhalt


Die zwei Leistungssportlerinnen Kate und Zoe sind starke Konkurrentinnen und gleichzeitig gute Freunde. Ihre gemeinsame Karriere ist geprägt von Betrug und Geheimnissen, aber auch von Freude und Verständnis.
Nun steht das finale Rennen vor ihnen und längst vergessen geglaubte Konflikte holen sie wieder ein. 
Wer wird das Rennen gewinnen? 
Kate, die Talentierte und Sensible, deren Leben von ihrer schwer kranken Tochter bestimmt wird?
Oder Zoe, die Ehrgeizige und Pragmatische, die von ihrer Vergangenheit gejagt wird und Angst hat, sich umzudrehen.


Meine Meinung


Als Leistungsturnerin hat mich der Klappentext natürlich sehr neugierig gemacht und auch die vielen positiven Pressestimmen, mit denen der Einband mal wieder zugekleistert ist, haben viel dazu beigetragen, dass ich schnell an die Kasse gehüpft und zufrieden nach Hause geradelt bin.

Aber nun zum Buch selbst:
Die Geschichte wird wechselnd aus der Sicht der fünf Hauptpersonen erzählt und ist so voller Überraschungen und Wunder:
Neben Kate und Zoe gibt es nämlich noch Kate's Ehemann Jack (mehrfacher Olympiasieger, liebevoller Vater und leidenschaftlicher Schotte), den Trainer Tom Voss (hat Olympia 1968 Bronze um eine Zehntelsekunde verfehlt, ist stolz auf seine Mädchen) und Kate's kranke Tochter Sophie (mit Herz und Seele Star Wars-Fan, sorgt sich um ihre Eltern).
Jede Sichtweise ist einmalig und individuell und mit dem besonderen Schreibstil des Autoren entsteht ein goldwertes Sammelsurium an Eindrücken, Gefühlen und Erfahrungen.


Besonders Zoe's Geschichte hat mich fasziniert, da sie manchmal fast unmenschliche Charakterzüge zeigt, aber im Gegensatz dazu unvergleichlich emotional ist. Auch die Gedanken der kleinen Sophie sind sehr berührend und ergreifend und verleihen dem Roman einen besonderen Goldglanz.

Die Spannung um die Fragen, wer denn nun das finale Rennen gewinnen wird, wie die Vergangenheit der jungen Sportler aussieht und welche Geheimnisse noch aufgedeckt werden, steigert sich bis zu aller letzten Seite und reißt den Leser in die Welt von Olympia mit.


Fazit


Chris Cleave's Ziel, die "Extreme von Krankheit und Gesundheit" zu vereinen und das Gefühl zu übermitteln, wie kostbar einzelne und schlichte Momente ohne Sorgen sind, ist ihm in seinem Werk mehr als gelungen und verdient meiner Meinung nach selbst ein Goldmedaille dafür.

Ein kleines Statement am Rande: Ich liebe mein Fahrrad... wirklich... Aber schneller als gemütlich-und-verträumt-durch-die-Gegend-schlendern-Geschwindigkeit ist für mich definitiv keine Freude (es sei denn, es geht steil bergab, aber da stellt sich auch die hinterlistige Frage: Wie kommt man wieder hoch?).
Jedoch lässt Gold olympisches Gold nun in einem ganz anderen Glanz erstrahlen und ist so für jeden empfehlenswert, der neugierig ist, was Chris Cleave zu bieten hat. Ihr müsst also selber kein Fahrrad-Fan sein ♥

4,5 von 5 Punkten


Englischer Buchtrailer

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