Zeit Abschied zu nehmen

01 Februar 2018

Eragon senkte den Blick und ballte für einen Moment die Faust, nicht wütend, sondern so erfüllt von anderen Gefühlen, dass es ihm schwerfiel, ruhig zu bleiben. Saphira, Arya, sein Schwert und die Gestalt seines Körpers selbst - all das verdankte er den Drachen. "Elrun ono", murmelte er. Danke.
(S.652)




Titel: Eragon - Das Erbe der Macht
Autor: Christopher Paolini
Seitenanzahl:  987
Verlag: Blanvalet
Erschienen am: Dezember 2013
Leseprobe: Klick hier






Inhalt


Achtung! Hier handelt es sich um den vierten und letzten Band einer Serie!
→ Hier gelangst du zu Teil eins 

Wer hätte es gedacht! Die freien Völker Alagaësias haben fürs Erste ihr Misstrauen beiseite gelegt und ziehen nun vereint in die Schlacht gegen den Tyrann Galbatorix. Stadt für Stadt nehmen sie ein und Tag für Tag rücken sie der Festung in Urû'baen näher.
Eragon hat noch immer Probleme, sich gegen Angriffe von Murtagh zu behaupten und man beginnt zu zweifelt, ob er und Saphira es überhaupt mit dem König aufnehmen können. Zusammen mit den unterjochten Seelenhorten vieler Drachen, den Eldunarí, ist dieser nahezu unbesiegbar und ein Sieg der Varden scheint unmöglich. Allein Solembums Prophezeiung, die bis jetzt nur zum Teil in Erfüllung gegangen ist, spendet Hoffnung.
Doch darf man nicht ihr Ende vergessen: Eragon wird eines Tages Alagaësia verlassen und nie wieder zurückkehren.


Erster Satz


Saphira brüllte und die Soldaten vor ihr erzitterten.


Meine Meinung


Und nie wieder zurückkehren." Diesen Satz zu schreiben bricht mir ein bisschen (just kidding - ich werde diesen Schmerz nie überwinden!) das Herz. Eragon war das erste Buch, das ich als kleines Mädchen freiwillig, außerhalb der Schule gelesen habe. Es dauerte genau ein Jahr; an einem Dezembertag schlug ich die erste Seite auf und 12 Monate später las ich die letzte. Hier auf myAvalon könnt ihr sogar nachlesen, wie ich dann 2015 das Hörbuch wiederentdeckte und mit ihm auch meine Liebe für Eragon. Um euch nicht wochenlang mit Eragon Rezis zu quälen, hatte ich beschlossen, langsam, Stück für Stück, die Saga zu lesen und so geschah es, dass es drei Jahre dauerte an diesen Punkt zu gelangen.

Nach so langer Zeit (Brisingr / Die Weisheit des Feuers liegt bei mir fast zwei Jahre zurück) wieder einen Band der Eragon Reihe in Händen zu halten und die ersten Kapitel zu lesen, war ein Gefühl des nach Hause Kommens. Der Schreibstil und die Figuren sind so vertraut, dass sie fast Familie geworden sind. Den Humor Paolinis finde ich noch immer klasse und die Spannung ist beinah greifbar.
Ich konnte mich höchstens für 2 schmerzhafte Minuten von dem Buch trennen, um in Rekordzeit einen Tee zu machen und dann mit Herzflattern wieder zurück zu rennen.
Das ganze Eragon Programm also.


Und doch... und doch ist Das Erbe der Macht für mich eindeutig das schwächste Glied der Kette. Nach über 2000 Seiten, ohne auch nur einen Auftritt des Hauptantagonisten und so vielen Beschreibungen seiner Verbrechen, darf man doch recht neugierig auf dieses böse Kerlchen sein.
Wie sieht Galbatorix aus? Was wird er sagen? Wie wird er sich verhalten?
Christopher Paolini hat bereits so viele grandiose Charaktere ins Leben gerufen, von Brom dem Geschichtenerzähler bis zu Solembum, der mysteriösen Werkatze und somit war ich zum Zerreißen gespannt.
Was kam, hat mich doch sehr enttäuscht. Simpel, klischeehaft und einfallslos fallen mir als Beschreibung ein. Dieser Mann hat ALLE Drachenreiter samt ihrer Drachen umgebracht und im Anschluss ein ganzes Land unter seine Herrschaft gebracht, verflixt nochmal! Da kann man einen gewissen Grad an Badass oder Kreativität doch verlangen. Statt dessen haben wir eine ähnlich schlechte Szene bekommen wie in Star Wars Teil 3, als der Imperator drei Jedimeister einfach mal in 20 Sekunden niedermetzelt und als Kirsche obendrauf noch Mace Windu killt. Wieso?
Nein, nein, nein. Das fand ich nicht schön.

Nach der Galbatorix Enttäuschung kam leider auch noch eine zweite: Das Konzept des Endes.
!Achtung - leichte Spoiler!
Nach drei Bänden hatte ich mich schon auf ein melancholisches Ende eingestellt, Saphira und die zwei anderen Eier/Drachen als die letzten ihrer Art und Eragon, der Alagaësia verlässt. Letzteres habe ich bekommen und während ich bewundere, wie der Autor es eingefädelt hat, so mag ich jedoch nicht die große Überraschung, die alles in ein Happy End verwandelt. Es war meiner Meinung nach nicht notwendig.

Um nicht mit negativen Worten ins Fazit überzugehen: Wie Aryas und Eragons Beziehung geendet hat, hat mich dann wieder versöhnlicher gestimmt. Ihre letzten Szenen sind herrlich bitter-süß und überaus passend (im Gegensatz zu Murtagh und Nasuada - das kam mir dann doch etwas zu aus dem Blauen).


Fazit


Trotz meines vielen Rumgenörgels ist Das Erbe der Macht ein akzeptabler Abschluss. Akzeptabel - nicht gut. Manche Gründe sind vielleicht sehr persönlich, andere jedoch finde ich durchaus berechtigt. Paolini hat seinem Bösewicht nicht alle Ehre gemacht und das Ende zu bunt ausgeschmückt. Dessen ungeachtet ist er immerhin seinem famosen Schreibstil nicht untreu geworden und so kannst du seine, in meinen Augen, Fehlentscheidungen immerhin hübsch verpackt lesen.
Eragon, Saphira, Brom, Glaedr, Umaroth, Murtagh, Arya, es war mir eine Ehre euch kennengelernt zu haben.
Lebt wohl und Sé onr Sverdar sitja hvass!

3,7 von 5 Punkten


Die Serie und Rezensionen


- Das Erbe der Macht -

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